Neubau der Dinscheder Ruhrbrücke von 2021-2023

Ein Blogg von Franz-Josef Molitor

Prolog

Über die Entstehung des Sauerlandes ließt man bei WIKIPEDIA:

..Das damals entstandene Gebirge wurde rasch wieder abgetragen, so dass das Gebiet des späteren Sauerlandes lange nahezu eine Ebene war. Die Hügel des Sauerlandes entstanden durch die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges seit dem Ende des Miozäns (vor etwa 23,03 Millionen Jahren und endete vor etwa 5,333 Millionen). Seitdem schneiden sich die Flüsse vor allem von seinen Rändern her in das Schiefergebirge ein. Das Schiefergebirge und mit ihm das Sauerland steigt auch heute noch langsam auf.

Vergangenheit

Seit vielen Millionen Jahren trennt also die Ruhr unser Tal. Die Besiedlung auf den Höhen rechts und links des Flusses begann vor ca. 800 Jahren (Urkunde von 1232).

Der Ortsteil auf der Südseite ist auch gleichzeitig der Namensgeber unserer Oeventroper Dorfgemeinschaft. Auf der Nordseite liegen die beiden Ortsteile Dinschede und Glösingen. Dinschede ist urkundlich der älteste, Glösingen der größte Ortsteil.

Die erste Brücke wurde 1881/82 gebaut

Bis zum Jahre 1881 mussten die Menschen zu Fuß über einen Holzsteg die Ruhr queren, um „ins Dorf“ und ab dem 21. März 1899 zur Kirche zu kommen; die Pferdefuhrwerke fuhren durch die Ruhr. Bei Hochwasser mussten Menschen und Fuhrwerke mühsam über den Hasenacker und den abbiegenden Totenweg fahren, um hinter dem Neyl wieder auf die 1848/49 erbaute Chaussee nach Uentrop und Arnsberg zu gelangen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Dinscheder-Bruecke-KS-Ansichtskarten_0600-1-1024x679.jpg

Dies ist die erste Dinscheder Ruhrbrücke; erbaut wurde sie 1881/82 Im Hintergrund der Ortsteil Dinschede mit dem Missionshaus der Hiltruper Missionsschwestern, die dort seit 1907/08 beheimatet sind. Heute dient es als Seniorenheim für Damen und Herren.

Mit der Errichtung des ersten Schulgebäudes im Jahre 1775 an der Dinscheder Straße, ging der, im Schulgebäude wohnende Lehrer die Verpflichtung ein, bei Hochwasser mit einem Kahn die Menschen überzusetzen (so steht es in der alten Schulchronik). Mit dem Bau der ersten Brücke 1881 wurden die Lehrer von dieser Aufgabe entbunden, da sie nicht mehr notwendig war.

Das erste Oeventroper Schulgebäude an der Dinscheder Straße. Lt. Schulchronik musste der erste Schulleiter so nebenbei bei Hochwasser die Menschen mit einem Kahn auf die andere Ruhrseite übersetzen.

Von Dinschede und Glösingen kommend, musste man, wie heute auch, zunächst eine, allerdings niedrigere Rampe hochfahren um auf die Brücke zu kommen. Auf der Oeventroper Seite ging es dann über eine abfallende Rampe ins tiefer gelegene Sträßchen. Unvergessen ist das Schützenfest 1933, als die kleine Allee nur mit dem Bierwagen der Brauerei Berens befahren werden konnte, da dieses kurze Straßenstück, zwischen Dinscheder Brücke und dem Bahnübergang (erbaut 1869-71) sehr tief im Ruhrtal lag, und fast jährlich bei Hochwasser überschwemmt wurde.

Schützenfest 1933 wurde die Musikkapelle mit einem LKW der Brauerei wegen Hochwasser “übergesetzt”

Im Hintergrund sieht man die wartenden Menschen. Ob auch sie alle mit dem LKW “übergesetzt” wurden, ist mir nicht bekannt. Wer Näheres dazu sagen kann, teile es mir bitte mit, damit ich es hier korrigieren kann! E-Mail: info@oeventrop.de

Nach 52 Jahre hat diese erste Brücke, aus Bruchsteinen erbaut, der Bevölkerung wertvolle Dienste geleistet, war dann ab ab 1933 den ansteigenden Belastungen nicht mehr gewachsen, ein Neubau war unvermeidbar.

Abriss der ersten Dinscheder Ruhrbrücke und Aufbau einer Behelfsbrücke im Jahre 1933

Der Neubau der neuen Brücke erfolgte am 1.8.1933 mit dem Abriss der ersten Brücke. Vor dem Abriss hatte man auf der Glösinger Seite eine Behelfsbrücke gebaut, über die der Verkehr zwischen den Ortsteilen aufrecht erhalten wurde. Auf der Oeventroper Seite erkennt man auf den Bildern, dass man das Sträßchen zwischen Bahnübergang und Brücke auf die Höhe der Dinscheder Brücke angehoben hat. Überschwemmungen in diesem Bereich hat es daher nie wieder gegeben. Vollendet wurde der Bau 1935.

Nach fast zweijähriger Bajuzeit wurde die Brücke 1935 für den Verkehr freigegeben.

Im Jahre 1987 wurde auf der Dinscheder Seite eine Holzbrücke für Fußgänger und Radfahrer erbaut.

Als im April 1945 die amerikanische Besatzung von Hirschberg kommend ins Oeventroper Ruhrtal einrückte, glaubten die fanatischen Nazis, dass sie mit der Sprengung der beiden Brücken in Dinschede und Oeventrop unsere amerikanischen Befreier hätten aufhalten können.

Am 10.4.1945 wurde die Oeventroper Brücke total gesprengt, in Dinschede konnten nur ca. 10 m von der Dinscheder/Glösinger Seite zerstört werden. Die Oeventroper Brücke wurde von amerikanischen Pionieren durch eine Holzbrücke ersetzt, in Dinschede musste nur ein kleiner Teil repariert werden. Augenzeuge Aloys Schulte und seine Frau Resi sprechen von einem etwa 5-8 m großem runden Loch. Nach dem Krieg wurde dieses Loch zügig geschlossen, damit der Verkehr wieder reibungslos verlaufen konnte.

Nun, nach 87 Jahren, ist unsere Lieblingsbrücke in die Jahre gekommen und muss durch eine neue ersetzt werden. Alle Oeventroper*innen sind traurig, dass diese Brücke, die uns Bewohner fast 9 Jahrzehnte verbunden hat; die 1933 gebaut wurde, zu Zeiten, als es in Oeventrop ca. 10 Pferdefuhrwerke, 5 oder 6 LKW´s und vielleicht ebenso viele PKS´s gab, dass dieses Wunderwerk des Brückenbaus dem ständig ansteigendem Verkehr 87 Jahre lang getrotzt hat: „Dinscheder Brücke“, wird sind stolz auf dich!

Nun steht uns also der Neubau einer neuen Brücke bevor. Über ein Jahr werden die Baumaßnahmen dauern und eine Belastung für den „grenzüberschreitenden“ Verkehr in den „Vereinigten Staaten von Oeventrop“ bedeuten.

In Absprache mit Straßen NRW werde ich dieses Projekt fotografisch und textlich in einem Blog begleiten. Sofern es mir möglich ist, werde ich an jedem Arbeitstag mit dem E-Bike zur Baustelle fahren, um dort Fotos zu machen und mich vom Bauleiter und seinen Mitarbeitern über geplante Maßnahmen unterrichten lassen.

In diesem Blog können alle Oeventroper*innen sowie alle Menschen, die an der Dinscheder Brücke interessiert sind, den Werdegang von den vorbereitenden Arbeiten bis zur Einweihung verfolgen.

Bei Straßen NRW bedanke ich mich ganz herzlich, dass man mir die Genehmigung zu diesem Langzeitprojekt gegeben hat, dass ich während der Bauphase die Baustelle betreten darf (unter Berücksichtigung der Schutzmaßnahmen) um den Brückenbau aus kürzester Entfernung bildlich festhalten zu können. Die Bauleitung wird mir für Auskünfte zur Verfügung stehen.

Oeventrop, im September 2021

Franz-Josef Molitor

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